Schweini posaunt natürlich: „Ich bin stark. Echt sehr, sehr stark“. Und er will jedem zeigen, wie stark er ist, indem er Baumstämme hochhebt und seine Muskeln präsentiert. Wow – beeindruckend! Das findet auch der Elefant. Schweini fragt einmal beim Elefant nach, ob er denn auch stark sei – immerhin ist er ja so groß. Und wenn man groß ist, wird man bestimmt auch stark sein. Der Elefant aber ist bescheiden. Also wenn der so wenig über seine Stärke sagt, dann hat er bestimmt auch nicht so viel Kraft, denkt sich Schweini. Um seine herausragende Stärke weiterhin zu demonstrieren, wagt Schweini etwas Besonderes: Er will versuchen, den Elefanten mit nur einer Hand (!) hochzuheben – und dafür soll das große graue Tier auch noch Anlauf nehmen. Oje, ob das gut geht? ... Natürlich nicht: Es macht ein lautes „BAM“ und Schweini findet sich begraben im Sand, während Elefant auf ihm draufsitzt. Erst beim dritten Versuch glückt Schweini tatsächlich das Unmögliche: Er hebt den Elefant mit nur einer Hand hoch... „Echt stark!“, findet der Elefant – aber schau doch mal genau: Hat nicht vielleicht doch der Elefant ein bisschen mitgeholfen...? ;-)
Die Geschichte „Ich bin der Stärkste!“ aus der Feder von Jan de Kinder greift auf eine originelle und humorvolle Art und Weise die unbedarfte Selbstüberschätzung von Kindern auf – und man muss sagen: Ach wie gut hat der Autor dies mit seinem prägnanten Text getroffen. Protagonist eins, alias Schweini (alleine der Name entzückt!), will doch tatsächlich mit dem Elefanten (Protagonist zwei) ein bisschen anecken und fordert ihn zum Kräftemessen heraus. Ein kleines Schwein fordert also einen großen Elefanten heraus. Interessant. „Traust du dich nicht?“, „Hast du Angst, dass ich stärker bin?“ Der gelassene Elefant, der Schweini in seinem Glauben lässt, wirklich „sehr stark“ zu sein und seiner eigenen Stärke keine Bedeutung zumisst, ist ein wunderbarer Gegenpart zum sehr kindhaft wirkenden Schweini, der vor Übermut und Angeberei nur so strotzt. Zwei Protagonisten, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und doch (oder gerade deswegen) sieht es ganz danach aus, dass sich eine Freundschaft zwischen den beiden entwickeln könnte. Dass sich der Elefant am Ende heimlich an einem Ast selbst in die Höhe zieht und Schweini im Glauben lässt, dass er nun tatsächlich mit nur einer Hand den schweren Elefanten hochgehoben hat, verleiht der ganzen Geschichte einen warmherzigen und wohligen Ausklang. Die Illustrationen – auch aus der Feder des Autors – sind aufs Wesentliche reduziert, auch was die Farbwahl betrifft, und wirken gerade deswegen besonders auf die LeserInnen und BetrachterInnen.
Eine niedliche kleine Bilderbuchgeschichte über Freundschaft und Großmut mit einem Ende zum Augenzwinkern – für Kinder ab vier Jahren.

Hier gehts zum Buch "Ich bin der Stärkste!" (Thienemann)