Projekt: Medienwerkstatt Kindergarten – Vom Konsumieren zum Gestalten
Verantwortungsbewusster und kreativer Umgang mit Medien muss früh erlernt werden. Die Stiftung Kinderland hat vom Jänner 2011 bis März 2012 das Programm „Medienwerkstatt Kindergarten – Vom Konsumieren zum Gestalten“ durchgeführt, mit dem Ziel, Kinder im Vorschulalter dabei zu unterstützen, Medien als Instrumente zu betrachten, mit denen sie beispielsweise einen einfachen Trickfilm selbst herstellen können...
Medien nehmen in unserer Gesellschaft einen immer größeren Platz ein und sind für die meisten - vor allem jungen - Menschen ein fester Bestandteil ihres Lebens und ihres Kommunikationsverhaltens. Diese Entwicklung wird sich weiter fortsetzen. Immer häufiger fühlen sich Eltern, Erzieherinnen und Erzieher mit der Thematik überfordert und fragen sich, mit welchen Zielen sie ihre Kinder erziehen sollen. Sie suchen nach Inhalten und Werten und fragen sich, was an Mediennutzung im Kindes- und Jugendalter zu verantworten ist.
Die Stiftung Kinderland Baden-Württemberg, eine Unterstiftung der Baden-Württemberg Stiftung, hat diese Thematik in ihrem Projekt "Medienwerkstatt Kindergarten - Vom Konsumieren zum Gestalten" aufgegriffen mit der Intention, Eltern, Erzieherinnen und Erzieher entsprechende medienpädagogische Hilfestellungen zu geben. Außerdem geht es auch darum, Kinder schon in frühem Alter einen vernünftigen Umgang mit Medien zu vermitteln.
Die Projektabsicht
Bereits der Titel „Medienwerkstatt Kindergarten – Vom Konsumieren zum Gestalten“ macht bereits klar, dass es in diesem Projekt darum geht, Kinder zu befähigen, Medien als Instrumente und Handwerkszeuge für die Herstellung eigener Werke zu befähigen, anstatt diese zur Regulierung von Affekten zu nutzen. Letzteres ist sowohl für Kinder, Jugendliche als auch Erwachsene der Normalfall der Mediennutzung.
Ziele
Das Projekt „Medienwerkstatt Kindergarten“ beabsichtigte praxisorientierte Lösungsansätze zu entwickeln und zu erproben, die im Sinne der Nachhaltigkeit und Transfers später auch allen anderen Interessierten zur Verfügung stehen sollen.
Es ging u.a. darum, Kinder in die Lage zu versetzen, möglichst schon im Kindergartenalter Medien als etwas zu betrachten, mit dem man etwas Eigenschöpferisches allein oder auch im Team erschaffen kann, also Medien als Werkzeuge zu erleben und einzusetzen – z.B. eine Diaserie, die man selbst malt, oder auch ein einfacher Trickfilm, den man mit der Trickboxx herstellt,. Damit sollten kreative Potentiale entwickelt, Souveränität in der Beherrschung der Medien erfahren und das Empfinden für Ästhetik gefördert werden. Diese Form der Medienerziehung will vorhandene bzw. erlernte Haltungen aufbrechen und durch neue bzw. andere Erfahrungen im Umgang mit Medien ersetzen.
ErzieherInnen sollten sowohl einen umfassenden Blick erhalten in die Bereiche der verbalen als auch der nonverbalen Kommunikation sowie die massenmediale Kommunikation. Durch in den Modulen erarbeitete Kenntnisse und Erfahrungen sollte ein offenes, kritisches und interessiertes Verhältnis gegenüber Medien im Kindergarten entstehen. Dies einerseits, was die Kinder andererseits deren Eltern betrifft. Was das Thema „Kommunikation“ betrifft, sollten ErzieherInnen erleben, dass es eine Interdependenz zwischen personaler und medial vermittelter Kommunikation gibt.
Eltern sollten über die Erfahrungen ihrer Kinder im Projekt sensibilisiert werden, was den Umgang mit Medien bzw. die Bedeutung von Kommunikation in der Familie ausmacht.
Inhalte der Module
Modul 1: Medienbiografien
- Welche Erfahrungen haben die Teilnehmerinnen mit Medien gemacht?
- Welche Erinnerungen haben die Teilnehmerinnen an die Mediennutzung in ihrer Kindheit?
- Wie nutzen die Teilnehmerinnen selbst Medien?
- Was ist für die Teilnehmerinnen an Medien wichtig?
- Welchen Stellenwert räumen die Teilnehmerinnen Medien in ihrer Arbeit im Kindergarten ein?
- Welche positiven bzw. negativen Erfahrungen haben die Teilnehmerinnen mit dem Thema „Medien“ im Kindergarten bzw. in der Arbeit mit Eltern gemacht?
Modul 2: Medienpädagogisches Grundwissen
- Welche Medien gibt es? (Printmedien, audiovisuelle Medien etc.) Wie werden diese insbesondere von Kindern im Kindergartenalter genutzt?
- Bedeutung der Medien im Alltag heutiger Familien
- Medienerziehung als Teil der Gesamterziehung
- Medienwelten von Kindern
- Medienwirkung – aus der Sicht der Hirnforschung, der Psychologie, der Kommunikationswissenschaften und der Medienpädagogik
- Handlungsorientierte Medienpädagogik
- Verortung von Medienerziehung im Alltag der Kindertageseinrichtungen
- Konzepte für die Praxis im Kindergarten
- Aktivierender Medieneinsatz im Kindergarten
- Nutzung von Medien im Kindergarten
Modul 3+4: Kreativer Einsatz von Medien im Kindergarten
- Ziele des aktiven Medieneinsatzes
- Mediendidaktische Impulse
- Möglichkeiten und Grenzen verschiedener Techniken (Papier/Pappe, Audio, Bild, Video…)
- Arbeiten mit Laptop und PC
- etc.
Modul 5: Einsatz von Medien im Kindergarten
- Das Bilderbuchkino – Einsatzmöglichkeiten
- Bildbereich: Einsatz von Plakaten, vergrößerten Fotografien, Diareihen
- Videobereich: Einsatz von didaktischen DVDs
- Erarbeitung von Bewertungskriterien
- etc.
Modul 6: Möglichkeiten und Grenzen von Internet PC für den Kindergarten
- Was soll/kann die Arbeit mit PC und Internet im Kindergarten leisten?
- Welche Erfahrungen liegen bisher vor?
- Welche Ziele können mit dem Einsatz verbunden sein?
- etc.
Modul 7: Arbeiten mit Eltern / Großeltern
- Wie können Elterngespräche her vom Setting zum Thema Medien geführt werden?
- Elternabend(e) zum Thema
- etc.
Modul 8: Nutzung und Weiterentwicklung vorhandener Potentiale
- Kennenlernen der Angebotspartner und Dienstleister für den Bereich Kindertageseinrichtungen
Modul 9: Weitergabe
- Weitergabe an KollegInnen
- Methoden und Medien
Modul 10: Reflexion
Eckdaten zum Projekt
Träger: Stiftung Kinderland Baden-Württemberg
Idee, Projektleitung und –abwicklung: FriJus GmbH Stuttgart – Friedemann Schuchardt
Projektlaufzeit: 1 ¼ Jahre - Von Januar 2011 bis Ende März 2012
Teilnehmende Kindergartenteams: Insges. 8 – Konfessionelle 3 – Kommunale 5
Bahlingen, Bissingen, Eppingen, Feldstetten, Karlsruhe, Scharnhausen, Tübingen, Tuningen
Zahlen: ca. 50 Erzieherinnen – ca. 350 am Projekt beteiligte Kinder – Altersspanne von 21 bis Ende 50 – Durchschnittsalter etwa 50 Jahre
Module: Insgesamt 10 – Davon 2 ganztägig – 8 halbtägig
Besonderheiten – Teilnahmebedingungen: Teilnahme GesamtteamHausaufgaben, Fortbildung in der Einrichtung, Zertifikat
Evaluation: Die Evaluation erfolgte durch das Mannheim Institute of Public Health, Social and Preventive Medicine unter Leitung von Prof. Dr. Gerald Hüther. Sie erscheint als Buch und kann als Download genutzt werden – Anfragen an Stiftung Kinderland Baden-Württemberg.
Geplante weitere Schritte:
- Begleitung und Beratung sowie Evaluation der Einrichtungen für weitere 3 Jahre
- Durchführung eines Trainertrainings für Dachverbände der
Kindertageseinrichtungen - Beratung von Einrichtungen, die dieses Modell umsetzen wollen
- Verfügbarmachung von Materialien
Alle weiteren Details und Infos zum Projekt finden Sie auf der offiziellen Homepage:
www.medienwerkstatt-kindergarten.de
Text: Friedemann Schuchardt / FriJus GmbH
Projektleitung, Medienpädagoge und Medienberater
Johannes-Krämer Straße 64
70597 Stuttgart
Tel. 0711-8066697
f.schuchardt@frijus.de
www.frijus.de